Es ist grün rings um Menz. Wälder, Felder, Wiesen und ganz in der Nähe der Stechlinsee, von dem die Gemeinde ihren Namen hat. Wenn Barbara Vogl mit ihrem Pferd einen Spazierritt unternimmt, wird ihr bewusst: Sie hat alles richtig gemacht.
2006 kam die Ärztin aus Nordrhein-Westfalen nach Brandenburg. Die schöne Landschaft im Norden Oberhavels gefiel ihr. Es gab Arbeit und Platz für die Pferde, ihr liebstes Hobby. „Die Natur ist wunderbar, ich genieße es“, sagt Barbara Vogl (52), die als Polizeiärztin ihre Berufslaufbahn begann. Das Beamtenleben war auf Dauer nicht das, was sie gesucht hatte. In der Gemeinde Stechlin fand sie das Richtige für sich: eine Praxis und ein neues Zuhause. Dass es ausgerechnet dort sein würde, wo Erwin Strittmatter lebte, der Autor der Bücher, die sie schon als Kind gelesen hatte, war wie ein Zeichen, auf jeden Fall etwas Besonderes. „Nun lebe ich dort, wo ‚Pony Pedro‘ laufen lernte“, schmunzelt Barbara Vogl. Eva Strittmatter wurde sogar ihre Patientin. Nach mehreren Jahren und vielen Tassen Tee fiel der endgültige Abschied der Ärztin schwer. Während des Studiums hatte sich Barbara Vogl für verschiedene Richtungen interessiert. Die Vielfältigkeit nicht aus den Augen zu verlieren, war ein Grund dafür, Allgemeinmedizin zu studieren. „Ich mag das, was ich tue“, sagt sie heute. Und so ist sie nah dran an ihren Patienten, kennt deren Familienverhältnisse und sieht die Kinder groß werden, ist auch zur Stelle, „bevor etwas Schlimmes passiert“. Manchmal kommen die Leute einfach so in der Praxis vorbei, bringen etwas aus dem Garten mit, halten mit Kritik nicht hinterm Berg.
Arbeit die Spaß macht
Barbara Vogl hat eine wichtige Stütze: Schwester Heike arbeitet schon lange in der Menzer Praxis, kennt jeden und alle kennen sie. Mittlerweile verstärkt Schwester Kathi das Team, nämlich seitdem Barbara Vogl ihre Praxis selbst führt und nicht mehr im Medizinischen Versorgungszentrum angestellt ist. Die neue Selbstständigkeit gefällt ihr, obwohl eine eigene Praxis sehr viel Bürokratie bedeutet. Man kann sich seine Arbeit eigenständig einteilen und selbst Entscheidungen treffen, ohne aufwendige Absprachen und Abhängigkeiten. Barbara Vogl hat sich unter anderem auf die Behandlung von zeckenübertragbaren Krankheiten und chronischen Multiinfekten spezialisiert, bietet ansonsten das übliche Spektrum einer allgemeinmedizinischen Hausarztpraxis für Patienten aller Altersgruppen an und betreut Patienten in Pflegeheimen. Bereitschaftsdienste kommen hinzu.
"Wir sind entspannt und lächeln bei der Arbeit, stimmt’s?".
Das alles unter einen Hut zu bringen, klingt schwierig. Aber es ist möglich. Eine Frage der Selbstorganisation, wie sie sagt. „Wir sind entspannt und lächeln bei der Arbeit, stimmt’s?“ Eine rhetorische Frage an ihre treue Mitarbeiterin. Schwester Heike lächelt einfach mit und füllt am Computer ein Formular aus. Mit dem neuen System kommt sie prima zurecht. Nebenan liegt schon eine Spritze für die nächste Impfung bereit. Auch dafür ist Schwester Heike zuständig. Natürlich war es für Barbara Vogl eine Umstellung. An Land und Leute musste sie sich erst gewöhnen. Ebenso an die Funklöcher, an die Wege zum Einkaufen oder Tanken. Nach Berlin ist es aber nicht weit. Dort genießt Barbara Vogl das Zusammensein mit Bekannten, die Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und Kultur.
Wichtig für ein Leben als Hausärztin auf dem Land: Die Arbeitsmöglichkeiten für den Partner. Bei Barbara Vogl und ihrem Mann passt alles. Das Ehepaar sucht mittlerweile ein größeres Grundstück für sich und die Pferde. Beide freuen sich außerdem über ihr neues Familienmitglied. Sie haben vor kurzem einen kleinen Jungen adoptiert. Wer sich auf die Suche nach einer Praxis auf dem Land macht, dem kann Barbara Vogl empfehlen, einmal im Winter dort vorbeizuschauen, wo man später leben und arbeiten möchte. Das erspart vielleicht die ein oder andere Enttäuschung.