Wenn Stefan Höhne einmal im Monat mit seinen Kollegen beisammen sitzt, mit ihnen über aktuelle Fälle und Behandlungsprogramme chronisch kranker Menschen spricht, Tipps zur alltäglichen Arbeit in der Praxis gibt oder entgegennimmt, dann ist das einer dieser Momente, in denen er weiß: Alles richtig gemacht!

Der Allgemeinmediziner aus Berlin entschied sich bewusst für Brandenburg, übernahm schon mit 37 Jahren eine Doppelpraxis in Zehdenick. Bis dahin hatte er als Studierender und in der praktischen Weiterbildung seine Erfahrungen in verschiedenen Bereichen gesammelt, und zwar in Prenzlau, Bernau und Berlin-Buch, sowohl in der Grundversorgung als auch in der Onkologie und in der Inneren Abteilung. 2017 kam eine Praxis in Wandlitz dazu, im Frühjahr 2020 in der rekordverdächtigen Zeit von zwei Monaten eine weitere in Zehdenick, für die jahrelang ein Nachfolger gesucht worden war.

Sein Wissen zu erweitern, es mit anderen zu teilen und selbst zur Ausbildung seiner Berufskollegen beizutragen, ist ein wesentlicher Grund dafür, dass Stefan Höhnes Geschäftsmodell funktioniert. Gegenwärtig beschäftigt der 47-Jährige 18 Mitarbeiter, darunter fünf Fachärzte. Und er bietet Ärzten Weiterbildungsmöglichkeiten an - auch aus Eigennutz. Denn Weiterbildung ist etwas, das ihn schon während des Studiums antrieb: etwas lernen, es mit anderen teilen und daraus wieder lernen. Dass er selbst von den Erfahrungen der Anästhesisten, Pädiater oder Neurologen profitieren kann, empfindet Stefan Höhne als Bereicherung. Er selbst hatte als Studierender in Berlin maßgeblichen Anteil an der Entwicklung eines Multimediaprojektes für die interaktive Lehre.

Ein Hausarzt wie er, der sich dem problemorientierten Ansatz in der medizinischen Lehre verschrieben hat und sich für komplexe Fälle interessiert, ist etwas, das den Patienten zu Gute kommt, und auch das, was sie letztlich erwarten. Ganz besonders auf dem Land, wo sich nicht eine Facharztpraxis an die andere reiht. Patienten von null bis 100 Jahren zu behandeln, ist ein Auftrag, den Stefan Höhne gern angenommen hat.

Mit seinem Praxismodell, das in einem Medizinisches Versorgungszentrum in Zehdenick aufgehen soll, trifft er den Nerv der Zeit. Ein Arzt, eine Praxis, ein Nachfolger – das wird so in Zukunft nicht mehr funktionieren, ist er überzeugt, nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen. „Die Medizin wird nicht nur weiblicher“, sagt er in Anspielung auf die größere Zahl der Kolleginnen. „Heute wird Wert auf die Work-Life-Balance gelegt, auf Teamarbeit, auf Zeit für die Kinder und für ein Familienleben, einen vernünftigen Umgang mit der Freizeit. Wenn man das versteht umzusetzen, hat man auch eine Zukunft in der Allgemeinmedizin“, so Stefan Höhne. Darin sieht er die Chance, „gute Leute, die breit gefächert aufgestellt sind“, für die Arbeit auf dem Land zu begeistern und eine umfängliche ambulante Versorgung zu gewährleisten. Denn auch dazu hat Stefan Höhne eine klare Meinung: „Es sollte nicht alles in die Klinik verlagert werden. Die Politik muss erkennen, dass Medizin an der Basis mit einer vernünftigen Primärarztmedizin etabliert wird, um die Leute vor zu viel Medizin zu bewahren“, sagt er.

Für seine Überzeugungen tritt Stefan Höhne ein, er mischt sich in die Politik ein, und er hat seinen langen Atem in Verhandlungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung bereits bewiesen. Er pflegt den Wissensaustausch und setzt sich für die Weiterbildung seiner Berufskollegen ein. Und ja – er habe pünktlich Feierabend, wie er versichert. Die hohe Kunst der Arbeitshygiene, von der man im Medizinstudium nicht viel hört, hat er sich selbst beigebracht.

Seine freie Zeit verbringt der Arzt mit seiner Lebensgefährtin und seiner Katze. Sehr gern darf es auch mal ein „Projekt des Monats“ sein, bei dem man etwas lernen muss und kann, zum Beispiel einen Brunnen bohren. Manchmal präpariert er archäologische Funde, die römische Numismatik interessiert ihn zum Beispiel. Und in Zukunft, so der Plan, wird sich der Mediziner mit komplizierten Fällen, sprich: mit Diagnostik beschäftigen. Das ist dann mehr als ein Hobby. Und er wird seine Erkenntnisse sicher nicht für sich behalten.